(German only) Feng Shui: Umgebaute Türen und verschobene Möbel:
In China ist Feng-Shui schon seit mehr als 3.500 Jahren Teil der Kultur und wird im gesamten asiatischen Raum praktiziert. Der Westen zieht nur langsam nach und meist wird die chinesische Harmonielehre mit der Einrichtung von Wohn- und Arbeitsräumen verbunden. Dabei beginnt FengShui bereits mit der Planung eines Gebäudes. Die fünf Elemente Feuer, Erde, Metall, Wasser und Holz sollen miteinander in Einklang gebracht werden, damit die positive Energie in die richtige Richtung geleitet wird. Darum ist das Wissen um das Zusammenspiel der Elemente ungeheuer wichtig. An der Kreuzung Orchard Road/Scotts Road gibt es ein Paradebeispiel dafür, wie Erfolg und Niederlage vermeintlich nahe beieinanderliegen. Im Osten befindet sich das Tang Plaza mit seinem achteckigen Turm, welcher einem chinesischen Pavillon ähnelt. Dieses Oktogon wird auch Bagua genannt und gehört zu den wichtigsten Symbolen im Feng-Shui. Die Zahl „acht” ähnelt im Chinesischen dem Wort für „Wohlstand”, darum gilt die Acht als Glückszahl.
Schon seit 1953 behauptet sich das Tangs (ursprünglich als C.K. Tang) auf dem Gelände des heutigen Tang Plaza. Die deutsche Feng-Shui-Beraterin Christine Kronshage erklärt, dass die Pagoden und grünen Holzdächer nicht nur ihres schönen Aussehens wegen angebaut wurden. „Zum einen gehören diese Dächer zum Pavillon-Design, zum anderen zählt das Material, die Farbe
Grün und die schlanke, säulenartige Form zum EnergieElement „Holz”, das dem Osten zugeordnet wird. Die Energie im Osten wird traditionell mit Wachstum, Expansion und dadurch auch mit materiellem Wohlstand in Verbindung gebracht.”
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, im Südwesten, zeigt Christine auf Wheelock Place. Von der Kreuzung aus gesehen ein glatter, eckiger Bau mit einer markanten Glaspyramide, in den die positive Energie ihren Weg nicht finden kann. „Wheelock Place hat einen relativ schlechten ‚Qi-Flow‘, der sich darin äußert, dass sich die Geschäfte an diesem Standort nicht lange halten. Es stehen zu viele Eingänge zur Auswahl. Anstatt die Energie zu bündeln, wird sie zerstreut.“
Positives Qi in den eigenen Räumen
In der eigenen Wohnung kann jeder ein positives Qi kreieren. Für den einen logischer Menschenverstand, ist sich der andere gar nicht bewusst, was in der persönlichen Umgebung alles falsch gemacht werden kann.
In vielen Familien wird tagtäglich darüber diskutiert, warum das Kinderzimmer aufgeräumt werden soll. Den Spruch „Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, werfe ich alles aus dem Fenster“, hat manch einer öfters in seiner Kindheit gehört. Vielleicht wäre ein Vollzug dieser Androhung den Hausaufgaben nur zugutegekommen. Die Feng-Shui-Expertin Lucy Richardson entdeckt in den
Privaträumen ihrer Kunden immer wieder, wie unnützes Gerümpel dem Qi im Wege steht. „Durch das Aufräumen kommt die Energie in Bewegung. Wenn sich nichts bewegt, herrscht Stillstand und dadurch kommt man im Leben nicht weiter“, erklärt die ausgebildete FengShui-Beraterin.
Was sind die Ziele? Der eine will finanziellen Erfolg, der andere Zufriedenheit. Lucy sieht ihre Aufgabe darin: „Meine Kunden
wissen, dass sie selbst etwas tun müssen. Ich kann sie dabei unterstützen und Ratschläge geben. Zum Beispiel überprüfe ich, ob das Bett richtig steht, damit ich weiß, ob die Bewohner ihre guten Richtungen nutzen. Jeder Mensch hat vier gute und vier schlechte Richtungen, die aufgrund des Geburtsdatums berechnet werden.
Die guten Richtungen sind Erfolg, Liebe und Romantik, Gesundheit und persönliches Wachstum. Wenn die Wohnung entsprechend eingerichtet ist, ist das Leben viel einfacher, harmonischer und erfolgreicher, da eine positive Energie geschaffen wurde, die die Bewohner unterstützt. Wenn hingegen die guten Richtungen nicht bewusst sind und sie deshalb nicht genutzt werden, besteht die Gefahr, dass man ständig gegen den Strom schwimmt.“
Aber nicht nur Einrichtung und Dekoration, sondern auch die Lage der Zimmer sind wichtig in der chinesischen Harmonielehre. Lucy Richardson lässt sich vor dem ersten Beratungstermin immer einen Grundriss der Wohnung geben. „Einer meiner Auftraggeber hatte
schon lange eine neue Stelle gesucht, weil er in seinem alten Job nicht vorangekommen ist. Aber auf jede Bewerbung kam eine Absage. Im Grundriss habe ich gesehen, dass es weder Räume im Norden noch im Süden gibt.
Diese Himmelsrichtungen stehen jedoch jeweils für Karriere und für Anerkennung, es konnte also gar nicht mit einer neuen Anstellung funktionieren. Nach einem Umzug hat sich das Blatt dann schnell gewendet.“
Ein Mönch gestaltet um
Der Wohlfühlfaktor ist also ausschlaggebend. Das haben in der Scotts Road auch die Besitzer des Grand Hyatt erkannt. In den frühen Siebzigern einst als Prachthotel gebaut, waren die Besucherzahlen bereits in den folgenden Jahren rückläufig. Die Inhaber holten sich Rat bei einem der anerkanntesten Feng-Shui-Lehrer seiner Zeit. Christine Kronshage weiß einiges über den Meister
Hong Choon: „Er war buddhistischer Mönch und Klostervorsteher in Singapur und wurde gebeten, das Qi und somit den Besucherstrom erneut in das Hotel fließen zu lassen.“ Dafür ließ er nach der „Castle Gate Theory“ die Haupteingänge versetzen und um 45˚ zur Straße verschieben. Außerdem ließ Hong Choon die Lobby von der Eingangshalle in den hinteren Teil des Gebäudes
verlegen, damit die Gäste das geschäftige Hoteltreiben nicht gleich zu spüren bekommen, sondern beim Betreten ist die positive Energie ungenutzt aus dem Gebäude geflossen. Nun findet sie wieder ihren Weg hinein. Die Blumendekoration in der Eingangshalle ist zusätzlich in runden Gefäßen arrangiert, damit das Qi nicht abprallt“, erklärt die Beraterin, die schon seit einigen Jahren mit
der Materie vertraut ist, „Seit dem Umbau laufen die Geschäfte hervorragend und das Hotel ist sehr erfolgreich, weil der Besucher sich wohl fühlt.“
Umbauphasen nach Periodensystem
Ein Haus wie das Grand Hyatt soll über Generationen hinweg den Gästen zur Verfügung stehen und das Einkommen der Besitzer und Mitarbeiter sichern. Mit den Jahren verändert und entwickelt sich ein Hotel. Dieser Zeitfaktor spielt im Feng-Shui eine wichtige Rolle, denn es kennt keinen Stillstand. Die Zeit ist in unterschiedlich lange Zyklen unterteilt, die wiederum in Perioden aufgeteilt sind und verschiedene Vorgaben und Ansprüche mit sich bringen. Während der siebten Periode fand der erste Hotelumbau statt. Um aber auch zukünftig erfolgreich zu sein, muss im Voraus geplant werden.
Zurzeit befinden wir uns in Periode acht, welche noch bis 2023 andauert. Rechtzeitig vor dem Beginn dieser Periode im Jahr 2004 wurde ein Wasserfall angelegt. Wer aus der tristen Garage mit dem Lift in die Lobby fährt, wird im Erdgeschoss von einem überwältigenden Anblick empfangen. Der künstliche Wasserfall ergießt sich an der Hotelaußenwand entlang und endet in einer
geschmackvollen kleinen Gartenanlage.
Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, die Gelegenheit zu erkennen und beim Schopf zu packen – all dies ist „gutes Feng-Shui”. Auch ein Grund, weshalb nicht nur an der Orchard Road, sondern in ganz Singapur permanent gebaut und renoviert wird.
Diesen Artikel im Original lesen: Feng Shui: Umgebaute Türen und verschobene Möbel
Text: Frauke Jaensch
Fotos: Grand Hyatt Singapore
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